Oktober 2025
Juni 2028

Religionen begegnen – Spiritualität vertiefen

Begegnung und Zusammenarbeit mit Menschen aus verschiedenen Kulturen und religiösen Traditionen gehören längst zu unserem Alltag. Das Bedürfnis nach einer vertieften Spiritualität und ihrer Verortung im bunten Angebot religiöser und nicht-religiöser Sinnangebote hat in der letzten Zeit merklich zugenommen. Hinzu kommt, dass wir gegenwärtig welt- und weltbilderschütternde Krisen erleben, in denen traditionelle Sinnangebote nur bedingt überzeugen. Damit wird die Auseinandersetzung mit Spiritualität in einem zusehends multireligiösen Kontext immer dringlicher. Ob in Schule oder Universität, in der Pflege oder Sozialarbeit, in Seelsorge oder Therapie, in Kultur oder Wirtschaft, oder einfach im Sinne des persönlichen Wachstums: eine theologisch fundierte Beschäftigung mit den eigenen und anderen, auch fremden spirituellen Traditionen kann eine Grundlage für ein gelungenes Leben und gesellschaftliches Zusammenleben bieten.

Unter dem akademischen Dach der Paris-Lodron-Universität Salzburg findet der Universitätslehrgang (ULG)  «Spirituelle Theologie im interreligiösen Prozess» in St. Virgil Salzburg statt. Veranstaltet wird er in gemeinsamer Trägerschaft von Universität Salzburg, St. Virgil Salzburg und Kirchlich pädagogischer Hochschule Edith Stein.

Der ULG dauert sechs Semester und kann mit einem Master (MA) abgeschlossen werden - richtet sich aber auch an Interessierte, die den Lehrgang ohne konkreten Abschluss besuchen möchten. Der Lehrgang richtet sich an Berufstätige, sich (beruflich) neu Orientierende und Pensionierte jeden Alters. Die insgesamt 18 Seminareinheiten finden jeweils an zwei oder drei Wochenendtagen (Donnerstag-, bzw. Freitagabend bis Samstag-, bzw. Sonntagnachmittag) statt. Damit ist eine berufsbegleitende Teilnahme möglich.

Der ULG ist in seiner Art einzigartig, und zwar in verschiedener Hinsicht. Zum einen werden die besten universitären Lehrkräfte aus dem deutschsprachigen Raum als Referent:innen engagiert, was bei einem formalen Masterlehrgang an einer Universität nicht möglich wäre. Zum zweiten wird der Lehrgang pädagogisch intensiv begleitet, was eine Fülle von didaktischen und methodischen Zugängen zu den inhaltlichen Schwerpunkten eröffnet. Zum dritten geht es neben einer intellektuellen Auseinandersetzung auch um die konkrete Einübung unterschiedlicher spiritueller Formen und die Reflexion der eigenen Entwicklung. Und schliesslich bietet das Bildungshaus St. Virgil seit vielen Jahren auch für den ULG eine spirituelle Beheimatung und Raum für Austausch.

Spirituelle Theologie im interreligiösen Prozess

Wie die Bezeichnung des Lehrgangs nahelegt, ist der eigentliche Zugang zu den spirituellen und religiösen Traditionen ein theologischer, auch wenn religionswissenschaftliche, philosophische und psychologische Perspektiven nicht fehlen dürfen. Das bedeutet, dass die eigene religiöse und/oder spirituelle Verortung den Ausgangspunkt für die interreligiöse Reise bildet. Diese ist ein Prozess, in dem Vieles in einem neuen Licht erscheint, in Frage gestellt und in Beziehung gesetzt wird. Wer sich auf den Lehrgang einlässt, ist sich bewusst, dass die intellektuelle Auseinandersetzung auch einen tiefen persönlichen Prozess des Wachstums und Reifens beinhaltet.

Für die sechste Durchführung des universitären Masterlehrganges wurden das Konzept und die einzelnen Seminare überarbeitet: Nach der Erarbeitung der Grundlagen werden die verschiedenen religiösen und spirituellen Traditionen miteinander in Beziehung gesetzt, sodass viele Möglichkeiten des Dialogs oder Polylogs möglich werden. Damit soll auch ein so genanntes «Container-Denken» überwunden werden, wonach Religionen in sich abgeschlossene Einheiten sind. Vielmehr geht es eben um einen «interreligiösen Prozess» und nicht um vergleichende Religionswissenschaft.

Eine weitere Neuerung betrifft die Verzahnung der unterschiedlichen Formen von Spiritualität mit aktuellen Themen wie Gewalt, Sexualität oder Ökologie. Anhand solcher Querschnittsthemen sollen die spirituellen Traditionen und die Reflexion dazu gleichsam auf dem Prüfstand der gesellschaftlichen und weltweiten Aktualität bestehen.

Schliesslich wird besonders auf bisher als randständig erachtete religiöse und spirituelle Traditionen (indigene, ostasiatische, hybride, säkulare) und nicht-religiöse Spiritualität (zum Beispiel Ökospiritualität) fokussiert. Die religiöse und spirituelle Biografie der Teilnehmenden ist vielfältig und spielt im Prozess des Lernens und des Austauschs eine entscheidende Rolle. Dieser Prozess wird neben der akademischen Leistung und dem damit erfolgten Wissenszuwachs ein wesentlicher Aspekt des gesamten Lernwegs.

Die Teilnehmenden können den ULG mit zwei verschiedenen akademischen Titeln abschliessen: mit einem Master of Arts (MA) in Continuing Education, wofür 120 ECTS-Punkte sowie eine Master-Thesis erforderlich sind. Der MA gibt Zugang zum Doktorat. Oder aber als Akademische/r Expert:in für Spirituelle Theologie, wofür 90 ECTS, aber keine Masterarbeit notwendig sind. Für beide Abschlüsse muss eine mündliche Abschlussprüfung bestanden werden. Wer keinen akademischen Abschluss braucht und den ULG vor allem aus persönlichem Interesse besucht, braucht weder eine Abschlussarbeit noch eine Prüfung zu absolvieren.